Gedenken an Margot Doctor

Gedenkfeier für lesbische NS-Opfer am Sonntag, den 02. August um 15 Uhr vor der Peterstraße 28 in der Hamburger Neustadt

Im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung „Homosexuellenverfolgung in Hamburg 1919-1969“, die im Mai im Hamburger Rathaus gezeigt wurde, wird der Stolperstein für Anna Eismann genannt Hustedt vor ihrem letzten Wohnort in der Peterstraße 28 enthüllt.

Anlässlich der ersten offiziellen Gedenkfeier für lesbische NS-Opfer erinnert der LSVD-Landesverband Hamburg mit einem Stolperstein an Margot Doctor.

Margot Doctor * 1897

Braamkamp 36 (Hamburg-Nord, Winterhude)

Geboren    am 04.05.1897 in Leobschütz/Schlesien
Deportiert  am 06.12.1941 nach Riga (Todesdatum unbekannt)

Margot Doctor kam aus ihrem schlesischen Geburtsort Leobschütz nach Hamburg und arbeitete dort als Angestellte. Dokumente über sie und ihr Leben sind nur noch sehr spärlich vorhanden, die meisten im Zusammenhang mit ihrer Lebensgefährtin Alice Ascher.

Zusammen mit ihrer Partnerin Alice Ascher, die als Privatsekretärin des Bankiers Max Warburg tätig war, lebte Margot in den 1930er Jahren im ersten Stock des Hauses Braamkamp 36. 1928 trat Margot Doctor aus der jüdischen Gemeinde aus, wurde aber 1940 zwangsweise Mitglied des Jüdischen Religionsverbandes.

Max Warburg hatte sich für die Auswanderung seiner Privatsekretärin Alice Ascher eingesetzt und ihr ein „Affidavit“ besorgt, d. h. die Bürgschaft eines amerikanischen Bürgers. Ascher blieb jedoch in Hamburg, weil es unmöglich war, auch ein Affidavit für ihre Lebensgefährtin Margot Doctor zu erhalten. Die beiden wollten sich nicht trennen, nicht einmal in akuter Lebensgefahr.

Nach Eingang des Deportationsbefehls erhielt Alice Ascher die Genehmigung, noch einmal 400 Mark von ihrem eigenen Geld abheben zu dürfen, laut Antrag „für Ausgaben im Zusammenhang mit meiner Evaquierung“ und als Geschenk für „Frl. Margot Sara Doctor, Braamkamp 36: Reisegeld u. Anschaffg.“ Warum die beiden nicht mehr fliehen konnten, wissen wir nicht.

Am 6. Dezember 1941 wurden Alice Ascher und Margot Doctor nach Riga deportiert. Wann und wie sie dort ums Leben gekommen sind, ist nicht herauszufinden.

Weitere Stolpersteine in Braamkamp 36: Alice Ascher und ihre Mutter Emilie Ascher
© Ulrike Sparr, Quellen: 1; 4; 8; AfW 270383; Bundesarchiv Berlin, R 1509, Ergänzungskarten für Angaben über Abstammung (Volkszählung v. 17.5.1939), Wohnortliste Hamburg; Forschungsstelle f. Zeitgeschichte, Werkstatt d. Erinnerung 007, Interview mit Herrn K. H., 1990; dito, telefonisch mitgeteilte Ergänzungen von Herrn K.H.; StaHH 622-1/173 Plaut A 5, A6; StaHH 314-15 OFP R 1940/6; Wilhelm Mosel, Wegweiser zu ehemaligen jüdischen Stätten in Hamburg, Heft 3, Hamburg 1989; Volkwin Marg, Gudrun Fleher, Architektur in Hamburg seit 1900, Hamburg, 1983, Nr. 87; Marlis Roß, Der Ausschluss der jüdischen Mitglieder 1935, Die Patriotische Gesellschaft im Nationalsozialismus, Hamburg, 2007; Wilhelm Gymnasium 1881–1956, Hamburg 1956, S. 115f.