LSVD bLOG 18.09.14: Trotz aller Widrigkeiten – Russisches QueerFest heute eröffnet

Pressemitteilung übersetzt von Markus Ulrich, LSVD-Bundesverband

Mit einem Knall wurde heute in St. Petersburg das „QueerFest“, der Pride Event in Russland, eröffnet. Über 160 Besuchende waren dabei, trotz eines notwendigen Wechsels des Veranstaltungsortes in letzter Minute, provokativen Attacken und den Beleidigungen des „Stammgasts“ und St. Petersburger Politikers Vitaly Milonov. Erst gestern erfuhr das Veranstaltungsteam von Coming Out von den geplanten Störungsaktionen berüchtigter homophober Aktivisten wie etwa der Gruppe „Enteo“, die extra aus Moskau anreisen wollten. Die Polizei und der St. Petersburger Ombudsmann für Menschenrechte waren folglich in Alarmstimmung.

Heute, anderthalb Stunden vor der geplanten Eröffnung, wurden wir durch eine Vertretung des Besitzers des Veranstaltungsorts darüber informiert, dass unser Nutzungsvertrag annulliert wurde. Angeblicher Grund: „mögliches Einsturzrisiko aufgrund der eingeschränkten Stabilität des Gewölbes über der Eingangshalle“. Unnötig zu sagen, dass diese Gefahr nicht dazu führte, dass all die anderen geplanten Veranstaltungen in diesem Gebäude ebenfalls abgesagt werden mussten. Innerhalb einer Stunde gelang es Freiwilligen, die Ausstellung und das gesamte Equipment an einen anderen Ort zu schaffen.

Die Eröffnungsfeier war ein Erfolg. Vitaly Milonov und seine Gefolge wurden von der Security des QueerFests am Einlass gehindert, beleidigten und bedrängten die eintreffenden Gäste dennoch. Währenddessen unterstrichen Vertreterinnen und Vertreter von Menschenrechtsorganisationen und europäischen wie US-amerikanischen Diplomatinnen und Diplomaten die Wichtigkeit von Menschenrechten und Gewaltlosigkeit.

Über 20 Hooligans besprühten jedoch Teilnehmende des Queerfestvials mit einer grünen Substanz und benzinartigen Flüssigkeit. Zu einem Zeitpunkt wurden zwei ausländische Gäste durch die Security in den Veranstaltungsort gezogen während die Angreifer sie an den Füßen wieder hinausziehen wollten.

Die Polizei agierte sehr professionell und nahm unzählige Aussagen von Opfern auf. Der Ombudsmann drängte die Anwesenden dazu, die Gewaltvorfälle zu dokumentieren.

Unglücklicherweise gaben die Inhaber des zweiten Veranstaltungsorts ebenfalls dem Druck nach und sagten Veranstaltungen ab. Die meisten geplanten Events haben nun keinen Ort, an dem sie stattfinden können. Trotzdem bleibt das Orga-Team optimistisch.

„Wir sind erschöpft und zugleich aufgekratzt und erfreut. Die Eröffnung war ein Erfolg – Dank der Arbeit von 40 Freiwilligen, unseren Partnern und der zufälligen Freundlichkeit von Fremden und Passantinnen und Passanten. Unser Festival ist für und über Menschen, deren Rechte, deren Licht und Güte. Und Tag für Tag werden es mehr. Darum werden wir die Oberhand gewinnen.“, sagte Polina Andrianova, eine der Organisatorinnen des Festivals.

Das Orga-Team dankt allen Partnerinnen und Partnern, Freundinnen und Freunden, Freiwilligen, Kolleginnen und Kollegen, allen Teilnehmenden und nicht zuletzt der Polizei und dem St. Petersburger Ombudsmann für Menschenrechte für die heutige Unterstützung.

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