Seit neun Jahren findet das vom LSVD Hamburg initiierte Jugendaustauschprogramm „Rainbow Exchange“ zwischen den Partnerstädten Hamburg und St. Petersburg statt.
Zum Christopher Street Day 2019 haben wir für die Jugendbegegnungsmaßnahme wieder Aktivist*innen aus St. Petersburg und Hamburg eingeladen, um über Menschenrechte sowie Erfolge und Herausforderungen für LSBTI* in Russland und Deutschland zu diskutieren.
Vom 29.07. bis 05.08.2019 wurde ein stattliches Besuchsprogramm durchgeführt. Die Teilnehmenden konnten sich umfassende Einblicke in die Arbeit unserer Kooperationspartner verschaffen – so waren wir zu Gast bei Hein & Fiete, bei den Lesbisch Schwulen Filmtagen, im Magnus Hirschfeld Centrum und bei der AIDS-Hilfe Hamburg.
Im Hamburger Rathaus wurde nach dem Flagge hissen mit der Zweiten Bürgermeisterin und Senatorin für Gleichstellung, Katharina Fegebank, sowie LSBTI*-Vertreter*innen der Hamburgischen Bürgerschaft und zahlreichen Gästen über die Menschenrechtssituation von LSBTI* in Russland und Hamburg diskutiert. Insbesondere ging es um die aktuelle Situation für die queere Community in Russland, Einschränkungen der Meinungs- und Versammlungsfreiheit sowie den Stand der Dinge bezüglich der Welle der Gewalt in Tschetschenien. Seit Beginn des Jahres gibt es erneut Berichte über systematische Verhaftungen, Folterungen und Morde an LSBTI*.
Im Anschluss an das Politiker*innen-Gespräch gab es noch eine Rathausführung mit Farid Müller. Beeindruckt waren die russischen Aktivit*innen auch von Ausstellung „Max ist Marie – Mein Sohn ist meine Tochter ist mein Kind“ in der Rathausdiele.
Zu der gemeinsamen Veranstaltung im Pride House waren die Community und Interessierte eingeladen, um bei einem Queer-Quizz spielerisch ihr Wissen über die vielen Facetten des Aktivismus und Alltagslebens in Russland und Deutschland zu testen.
Der Begrüßungsabend mit den russischen Gästen, die Hafenrundfahrt mit einer Barkasse, Stadtrundgänge am Abend und der Besuch von LSBTI*-Räumen gehörten ebenso zum Besuchsprogramm.
Am Freitag wurde dann der Infostand auf dem CSD-Straßenfest aufgebaut und nach den Ideen der russischen Aktivist*innen gestaltet. Sie konnten den LSVD-Stand am Freitag und Samstag nutzen, um ihre Materialien auszulegen und in Gesprächen mit Interessierten über das Leben in St. Petersburg zu berichten.
Am Vorabend der CSD-Demonstration fand der 4. Hamburger Dyke* March mit ca. 1.500 Teilnehmenden statt. Auch die russische Gruppe war wieder dabei, um laut, bunt und sichtbar durch die Stadt zu ziehen und für mehr Sichtbarkeit von Lesben* zu demonstrieren. Der Dyke*March ist eine bunte Mischung aus Lesben*, Freund*innen und Allies* aller Orientierungen, Haarlängen, Altersgruppen, Nationalitäten und Befindlichkeiten und eine Plattform, die sie und ihre Interessen und politischen Forderungen präsentiert.
Der Samstag stand ganz im Zeichen der CSD-Demonstration. Bereits am frühen Morgen hatten sich die Teilnehmenden versammelt, um die Vielfalt der Demonstrierenden mitzuerleben und dem Start der Demo entgegen zu fiebern. Laut Veranstalter und Medienberichten sollen mehr als 200.000 Menschen am CSD teilgenommen haben.
Für die russischen Aktivist*innen war es ein befreiendes Erlebnis, stolz und ohne Angst vor Gewalt demonstrieren zu können. Immer wieder ernteten sie Applaus vom Publikum am Straßenrand. Überschattet wurde ihre Freude allerdings durch die Nachricht, dass etwa zeitgleich in St. Petersburg eine friedlich Pride-Kundgebung durch die Polizei aufgelöst worden ist und mehrere Personen festgenommen worden sind.
Unterstützt wird unser Austauschprogramm mit Mitteln von der Stadt Hamburg und aus dem Auswärtigen Amt.
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